Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Bad Homburg/Friedrichsdorf

Ergebnis ADFC Fahrradklima-Test 2022 Bad Homburg

Situation für Radfahrende in Bad Homburg verschlechtert sich wieder

Radweg Urseler Str. ist viel zu eng, nach Schulschluss fahren sehr viele auf der falschen Straßenseite
Radweg Urseler Str. ist viel zu eng, nach Schulschluss fahren sehr viele auf der falschen Straßenseite © ADFC Ralf Gandenberger

Beim Fahrradklima-Test des ADFC landete Bad Homburg mit der Note 4,21 bundesweit auf Platz 78 von 113 der fahrradfreundlichsten Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern. In Hessen ist Bad Homburg die zweitschlechteste Stadt in dieser Gruppe. Damit hat sich Bad Homburg wieder verschlechtert, nachdem es bei dem Test 2020 mit der Note 4,09 den letzten Platz in Hessen abgeben konnte. 269 Bürger haben das Fahrradklima in Bad Homburg bewertet.

Radweg Urseler Str. ist viel zu eng, nach Schulschluss fahren sehr viele auf der falschen Straßenseite

Bis auf die Frage nach geöffneten Einbahnstraßen (2,81) hat sich die Beurteilung in fast allen Kategorien verschlechtert. Besonders negativ wird die Breite der Radwege mit der Note 5,08, die Ampelschaltungen für Radfahrende (4,82), die Führung an Baustellen mit 4,78, die Falschparkerkontrolle (4,77), das Sicherheitsgefühl mit 4,64 sowie Konflikte mit Kfz mit 4,55 bewertet.

Der Vorsitzende des ADFC Bad Homburg/Friedrichsdorf, Ralf Gandenberger, ist von dem Urteil der Radfahrenden nicht überrascht: „Leider mussten wir feststellen, dass der Elan im Rathaus nach der Kommunalwahl 2021 sehr deutlich nachgelassen hat. Viele Initiativen des ADFC und auch der Stadtverordnetenversammlung wurden von der Stadt abgelehnt oder versandeten. Wir hatten gehofft, dass der Oberbürgermeister seine Aussage nach dem letzten Fahrradklimatest, in die oberen Tabellenränge vorrücken zu wollen, wahr machen würde. Passiert ist leider kaum etwas.“

Auch in diesem Jahr haben viele Radfahrende neben der Beurteilung von vorgegebenen Fragen mit Schulnoten Anmerkungen zur Fahrradsituation in Bad Homburg gemacht. Insgesamt wurden 384 Kommentare abgegeben. Sehr häufig wurde festgestellt, dass die Stadtverwaltung deutlich zu wenig für den Radverkehr tue. Sie müsse viel mehr Aktivitäten zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zeigen. Viele Kommentare halten die bisherigen Maßnahmen für Symbolik und attestieren den Verantwortlichen fehlenden Mut für wirkliche Verbesserungen. Vielfach wird darauf aufmerksam gemacht, dass Fahrradpiktogramme keine Radinfrastruktur seien. Für den Radverkehr werde zu wenig Platz zur Verfügung gestellt. Auch das Verhalten der Autofahrer führe immer wieder zu Konflikten. Zum Beispiel in Einbahnstraßen werde aggressiv auf Radfahrende zugefahren und häufig zu eng überholt.

Ein besonderes Augenmerk legten die Teilnehmenden wieder auf die Sicherheit der Schulwege. Hier werden insbesondere die Wege auf dem Hindenburgring und der Urseler Straße stark bemängelt. Diese seien wie fast alle Radfahrstreifen in Bad Homburg viel zu schmal. Aufgrund der sehr unbefriedigenden und gefährlichen Querung an der Kreuzung Urseler Straße/Hessenring/Hindenburgring führen sehr viele Schüler auf der falschen Seite und gefährdeten damit als Geisterfahrer entgegenkommende Radfahrende. Es wurde vielfach Unverständnis geäußert, dass dieses Problem seit vielen Jahren bekannt sei und keine Verbesserung erfolge. Viele Eltern meinten, dass sie Ihre Kinder auf den engen Radwegen nicht fahren lassen könnten.

Bemängelt wurde auch häufig, dass zentrale Punkte der Stadt wie die Fußgängerzone und der Bahnhof nicht auf sicheren Wegen erreichbar seien. Es fehle ein Konzept für ein sicheres Radwegenetz. Weiterhin wird die Freigabe aller Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung gefordert, wobei ausreichende Ausweichstellen durch Wegfall von Parkplätzen eingerichtet werden müssten. Vielfach wurde die aus Sicht der Kommentatoren mangelhafte Kontrolle von Parkverstößen durch Autofahrende und die Ahndung von zu geringem Überholabstand hingewiesen. Die Stadtpolizei sollte aktiver werden und dadurch für Sicherheit für Radfahrende sorgen.

Ralf Gandenberger kann die Anmerkungen gut nachvollziehen: „Das sind auch die Wahrnehmungen, die wir vom ADFC täglich machen. Das haben wir den Vertretern der politischen Parteien und der Stadt auch schon häufig mitgeteilt. Bisher leider ohne großen Erfolg. Wir brauchen Platz für gute Radwege und ein zusammenhängendes Radwegenetz. Die Sicherheit für alle Radelnden, aber insbesondere für Kinder und Senioren, muss endlich oberste Priorität bei der Verkehrsplanung bekommen. Der ADFC hat in seinen Forderungen für ein fahrradfreundliches Bad Homburg hierzu konkrete Vorschläge gemacht. Sie können auf der Homepage des ADFC abgerufen werden.“

https://bad-homburg.adfc.de/neuigkeit/ergebnis-adfc-fahrradklima-test-2022-bad-homburg

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