ADFC lehnt den 10-spurigen Ausbau der A5 ab
Der Ausbau der A5 führt auch zu deutlich mehr Verkehr in den umliegenden Gemeinden. Mehr Platz für den Autoverkehr bedeutet weniger Platz für den Radverkehr
Schon seit vielen Jahren wird über die hohe Verkehrsbelastung in den Bad Homburger Stadtteilen
Ober-Eschbach und Gonzenheim geklagt und über die Verbesserung des Verkehrsflusses auf dem
Süd- und Ostring diskutiert. Nach der Vorstellung des Verkehrsausschusses soll ein Ausbau der A 5
hier Entlastung schaffen. Er hat in seiner letzten Sitzung den Magistrat aufgefordert, die ausdrückliche
Unterstützung der Stadt Bad Homburg für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie über einen 10-spurigen
Ausbau der A 5 zwischen Friedberg und dem Frankfurter Kreuz zu erklären.
Der ADFC Bad Homburg/Friedrichsdorf lehnt den weiteren Ausbau der Autobahn strikt ab. Er sieht erhebliche
negative Auswirkungen für die Bürger von Bad Homburg und Friedrichsdorf, weil es in den
betroffenen Städten zu deutlich mehr Verkehr kommen wird, wodurch auch die Gestaltungsmöglichkeiten
für den Ausbau des Radverkehrs erheblich eingeschränkt werden.
„Mehr Straßen führen zu mehr Verkehr“ ist die Erfahrung der letzten 70 Jahre in Deutschland. Alle
Straßenbauprojekte der letzten Jahrzehnte zeigen, dass mit neuen Straßen auch der Verkehr
zugenommen hat. Aktuelles Beispiel ist die PPR-Kreuzung in Bad Homburg, wo sich das
Verkehrsaufkommen durch den Umbau um 20 % erhöht hat. Genau das Gleiche wird auch durch den
Ausbau der A 5 geschehen, wie nicht nur die Verbreiterung der A 66 zwischen Frankfurt und
Wiesbaden gezeigt hat.
Die bereits bestehende hohe Verkehrsbelastung des Ostrings wird sich durch einen Ausbau der A 5
weiter erhöhen. Derzeit gibt es Anschlussstellen an der A 5 in Friedberg und am Bad Homburger
Kreuz. Die von der Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung im September 2020 beauftragte
Prüfung einer Abfahrt in der Nähe des Ostrings trägt ebenfalls eher zu einer Verstärkung des Verkehrs
auf dem Ostring bei.
Durch den Autobahnausbau werden weitere Pendler aus Friedrichsdorf vermehrt auf das Auto umsteigen
und den Ostring oder die Bad Homburger Durchgangsstraßen wie den Hindenburgring und die
Urseler Straße belasten. Nur wenige werden die nördlich liegende Auffahrt Friedberg zur A 5nutzen.
Auch die Menschen aus dem Usinger Land werden eher das Auto nutzen, wenn die A 5 ab dem Bad
Homburger Kreuz 10-spurig ausgebaut ist und dort zunächst weniger Stau herrscht. Die jüngst vorgestellte
Machbarkeitsstudie zur Entlastung der PPR-Kreuzung hat bereits deutlich gezeigt, dass die
Kapazitätsgrenze der Strecke über die Saalburg erreicht ist. Die Studie macht deutlich, dass eine
Umleitung des Verkehrs aus dem Usinger Land durch das Köpperner Tal zur A 5 bereits jetzt aufgrund
der Belastung der Kreuzungsbereiche (Knotenpunkte) nicht möglich ist. Dies gilt natürlich erst Recht,
wenn sich das Verkehrsaufkommen durch den Ausbau der A 5 weiter erhöht. Damit werden die Pendler
aus dem Hintertaunus, die schon derzeit über die Saalburg und die A 661 zur A 5 fahren, weiterhin
diesen Weg wählen, wodurch sich die Verkehrsbelastung an der PPR-Kreuzung in Bad Homburg und
auch der Durchgangsverkehr durch die Stadt weiter erhöhen. Schon jetzt dienen die Saalburgstraße,
Heuchelheimer Straße, Hessenring und Urseler Straße als Ausweichrouten um die PPR-Kreuzung.
Der Druck auf diese innerstädtischen Straßen wird sich also durch einen Ausbau der A 5 auch durch
den Verkehr aus dem Usinger Land erhöhen.
Aber natürlich werden nicht nur die Pendler aus der Wetterau, Friedrichsdorf und dem Taunus vermehrt
auf das Auto umsteigen, sondern auch die Bürger Bad Homburgs. Auch hierdurch wird der Verkehr
aus den Wohngebieten über die Hauptverkehrsachsen Hindenburgring, Hessenring und Urseler
Straße massiv ansteigen. Gerade an diesen Straßen liegen aber wichtige Routen für Schüler.
Diese erhebliche Zunahme des Verkehrsaufkommens hat natürlich große Nachteile für den Radverkehr
in Bad Homburg. Da der Straßenraum begrenzt und nur einmal vorhanden ist, wird es zu weiteren
Verteilungskämpfen kommen. Die eigentlich von der Stadt Bad Homburg und den meisten Kommunalpolitikern
propagierte Erhöhung des Radverkehrsanteils wird sich so nicht umsetzen lassen.
In der bereits erwähnten Machbarkeitsstudie zur Saalburgchaussee (B 456) und PPR-Kreuzung wird
als einzig erfolgversprechende Lösung die Stärkung des Umweltverbunds, also von ÖPNV und
Fahrrad, bezeichnet. Genauso wie mehr Straßen zu mehr Autoverkehr führen, steigert mehr und gute
Radinfrastruktur den Radverkehrsanteil erheblich, mit einer Entlastung der Bevölkerung von Lärm und
Abgasen.
Die Kommunalpolitik in Bad Homburg sollte sich daher statt für Autobahnausbau und Umgehungsstraßen
für einen deutlichen Ausbau des Radwegenetzes und des ÖPNV einsetzen. Wichtig wäre, endlich
den Ausbau der Regionaltangente West mit Hochdruck voranzutreiben, bessere unmittelbare Verbindungen
nach Frankfurt zu schaffen und sich massiv für den S-Bahnring nördlich um Frankfurt einzusetzen.
Weiterhin fordert der ADFC eine deutlich bessere Radinfrastruktur innerhalb von Bad Homburg und einen
sehr zügigen Bau des Radschnellwegs Vordertaunus von Friedrichsdorf über Bad Homburg nach
Frankfurt. Viele Pendler würden bei einer schnellen und direkten Radverbindung nach Frankfurt vom
Auto auf das Fahrrad umsteigen, wodurch viele Straßen entlastet würden.